Dieser Überblick beleuchtet die wichtigsten klima- und umweltbezogenen Herausforderungen beider Länder – vom zerstörerischen Einfluss des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine auf Ökosysteme und Klimaprozesse bis hin zu den zunehmenden Risiken von Desertifikation, Wasserknappheit und Luftverschmutzung in Kirgisistan.

Die Studie hebt die sich verstärkenden Risiken hervor, die dort entstehen, wo sich Klimawandel und militärische Konflikte überschneiden, und zeigt, wie Krieg langfristige Klimaauswirkungen wie Entwaldung, Bodendegradation und Treibhausgasemissionen verschärft. Gleichzeitig dokumentiert sie die Widerstandskraft lokaler Gemeinschaften und zivilgesellschaftlicher Organisationen, die weiterhin Anpassungsmaßnahmen umsetzen, erneuerbare Energien ausbauen und Umweltbildung fördern – trotz extrem schwieriger Bedingungen.

Die Ergebnisse zeigen auch Parallelen zwischen beiden Ländern: Sowohl die Ukraine als auch Kirgisistan arbeiten daran, ihre Sektoren für erneuerbare Energien zu stärken, die Energieerzeugung zu dezentralisieren und die Zivilgesellschaft in die Umweltpolitik einzubinden – trotz politischer, sicherheitsrelevanter und wirtschaftlicher Einschränkungen.

Klimawandel

In Kirgisistan gefährden immer häufigere Staubstürme, schrumpfende Wasserressourcen und Gletscherrückgang die öffentliche Gesundheit, die Landwirtschaft und die Wasserkraft und machen die systemische Verwundbarkeit gegenüber Klimaschwankungen deutlich.

In der Ukraine führen langanhaltende Dürren, Sturzfluten, extreme Hitze und kriegsbedingte Umweltverschmutzung zu einer „Doppelbelastung“, die zusätzlichen Druck auf Landwirtschaft, Infrastruktur und Energiesysteme ausübt.

Auswirkungen militärischer Handlungen auf Klimaprozesse in der Ukraine

Der umfassende Krieg hat den anthropogenen Druck durch die Zerstörung von Industrie- und Verkehrsanlagen, großflächige Verbrennung fossiler Brennstoffe und Munitions­explosionen verstärkt. Zu den Folgen gehören der Verlust von Grünflächen, kriegsbedingte Waldbrände und die Erosion natürlicher Pufferzonen. Dennoch tragen nationale Strategien und lokale Projekte (z. B. urbane Begrünung, erneuerbare Energien) weiterhin zum Aufbau von Anpassungskapazitäten bei.

Lokale Initiativen zur Klimaanpassung

Trotz der Kriegsbedingungen treiben ukrainische Kommunen, NGOs und Gemeinschaften die urbane Begrünung und Umweltbildung voran: neue Parks und Baumpflanzungen in betroffenen Regionen, öffentliches Reservoir-Monitoring in Iwano-Frankiwsk (dokumentiert durch das zivilgesellschaftliche Zentrum Drukarnia) sowie Biodiversitäts-Mikroprojekte wie ein „Insektenhotel“ im Botanischen Garten Fomin in Kiew. Partnerschaften mit Gruppen wie EcoClub integrieren grüne Infrastruktur in die Stadtplanung (z. B. Solarlampen, gemeinschaftliches Kompostieren) und liefern greifbare Co-Benefits für Resilienz und Gemeinwohl.

Dezentralisierte Energie

Die Ukraine beschleunigt die verteilte Energieerzeugung, um die Resilienz im Krieg zu stärken. NGOs (insbesondere EcoClub) schulen lokale Führungskräfte und unterstützen Installationen in öffentlichen Einrichtungen (Solar, Wärmepumpen). Städte entwickeln Kraft-Wärme-Kopplung, Solar-plus-Speicher für kritische Dienste (z. B. Wasserversorgung in Mykolajiw), prüfen Waste-to-Energy (Winnyzja) und erweitern die kommunale Solarkapazität (Chmelnyzkyj).

Städte in Kirgisistan (Bischkek, Osch, Karakol, Naryn) kombinieren urbane Begrünung mit Pilotprojekten zu erneuerbaren Energien und Gemeindebildung im Rahmen eines breiteren, bürgergetriebenen Energiewandels.

Ernährungssicherheit als Teil der Klima­herausforderungen

In der Ukraine reduzieren Dürren, unregelmäßige Niederschläge und extreme Wetterlagen die Erträge und verschieben die landwirtschaftliche Geografie, da die südlichen/östlichen Regionen mit Wasserknappheit und kriegsbedingter Bodenkontamination konfrontiert sind. Gemeinschaftsgärten, urbane Landwirtschaft und Food-Sharing-Initiativen helfen, Risiken zu mindern und gefährdete Bevölkerungsgruppen zu unterstützen.

In Kirgisistan gefährden Gletscherschmelze und Wasserknappheit Bewässerung und Weideflächen und bedrohen ländliche Lebensgrundlagen. Anpassungsmaßnahmen umfassen den Ausbau von Gewächshäusern, den Aufbau nachhaltiger Lieferketten und Pilotprojekte zu Wassermanagementsystemen (unterstützt von der FAO).

Umweltbildung und Bewusstseinsbildung

Kirgisistan: Das Bishkek Urban Forum 2024 brachte regionale Akteure zusammen, um grünere und widerstandsfähigere Städte zu planen, und führte zu praktischen Projekten wie Baumpflanzungen und energieeffizienter Beleuchtung.

Ukraine: Trotz des Krieges weiten lokale Behörden und NGOs Schulungen und Demonstrationsprojekte aus (erneuerbare Energien an Schulen, gemeinschaftliche Gebäudesanierungen). Inklusive Öko-Camps und öffentliche Programme beziehen Veteranen, Binnenvertriebene, Jugendliche und Frauen als zentrale Treiber der Resilienz ein.

Regulatorische Entwicklungen

Ukraine (2024–2025): Verabschiedung des Nationalen Aktionsplans für erneuerbare Energien (≥27 % erneuerbare Energien bis 2030), Einführung von EU-konformen integrierten Umweltgenehmigungen (IPPC) und Reform der Umweltaufsicht.

Kirgisistan (2025): Präsidiales Konzept zur Umweltsicherheit bis 2040, verschärfte Strafen für Verstöße, beschleunigter Ausbau der Wasserkraft und Förderung erneuerbarer Energien – bei gleichzeitiger Bewältigung struktureller Risiken und Wasserknappheit.

Dieser Überblick erinnert uns daran, dass die Verbindung von Graswurzelinitiativen mit gemeinsamem Fachwissen und Engagement der Schlüssel zur Bewältigung der Klima- und Umwelt­herausforderungen ist, denen wir gemeinsam gegenüberstehen“.Anastasiia Bondarenko, Koordinatorin der Klima- und Umweltabteilung bei Austausch e.V.

Vollständiger Überblick hier: Link

Dieser Überblick wurde im Rahmen des Projekts „Stärkung des NGO-Netzwerks ‚EkoNet‘ für Klima- und Umweltschutz in Osteuropa und Zentralasien“ erstellt mit Unterstützung von Austausch e.V. und Brot für die Welt erarbeitet.