Art Project mit Zlata Zhuravlova: Vorstellung der Werner-Schulz-Initiative-Stipendiatin
Austausch e. V. bereitet gemeinsam mit der Werner-Schulz-Initiative ein neues künstlerisches Fotoprojekt vor, das von der Stipendiatin der Werner-Schulz-Initiative, der ukrainischen Künstlerin, Lyrikerin und Kulturorganisatorin Zlata Zhuravlova, entwickelt wird. Das Projekt entsteht in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Fotografen Jonathan Benjamin Small, Marta Pysanko und Willy Gladisch und wird von Austausch e. V. und der Robert-Havemann-Gesellschaft e. V. co-präsentiert; Zlatas Verein Dva Svity e. V. ist als assoziierter Partner beteiligt. Während das Projekt noch in der Entwicklung ist, laden wir dazu ein, Zlata, ihren künstlerischen Weg und ihre Reflexionen über ukrainische Kunst in Deutschland kennenzulernen.
Zlata ist eine ukrainische Künstlerin, Lyrikerin und Kulturorganisatorin mit Lebensmittelpunkt in Berlin. Sie schreibt Lyrik, arbeitet mit Performance- und Multimediaformaten und koordiniert kulturelle Initiativen für die ukrainische Community. Ihre Erfahrung umfasst künstlerische und kulturelle Projekte in Berlin sowie Kooperationen mit ukrainischen Freiwilligen, Soldat*innen und Diasporagemeinschaften. Ihre künstlerische Praxis ist eng mit Aktivismus verbunden und befasst sich mit den Themen Krieg, Erinnerung und Identität.
Kürzlich veröffentlichte sie mit dem KLAK Verlag ihren ersten deutsch-ukrainischen Gedichtband Vorspiel. Die Buchpräsentation fand am 13. November in Form einer poetisch-musikalischen Performance statt, die die Geschichte von Zlatas Leben erzählte – von ihrer Kindheit in einem ukrainischen Dorf bis zu ihrem Umzug nach Berlin und ihrem Weg zur Kunst. Die Produktion vereinte rund 20 Mitwirkende aus verschiedenen kreativen Bereichen. Unter der Regie von Marta Pysanko und Polina Okhrytkova präsentierte die Performance originale Musik, die eigens für den Abend von bezlich, Kvytlyst, Zarabudu, nntn music und Willy Gladisch komponiert wurde, begleitet von Tänzerinnen, Schauspielerinnen und weiteren Kreativen.
– Woran arbeitet ihr gemeinsam mit Austausch? Wann werden wir die Ergebnisse sehen?
Wir bereiten ein Fotoprojekt vor, das ich mit meinem kleinen Team innerhalb eines deutsch-ukrainischen Vereins entwickle. Es ist eine junge, gemeinnützige Organisation (Verein), die im Januar 2025 von deutschen und ukrainischen Aktivist*innen gegründet wurde. Das Kunstprojekt hat noch keinen Titel, aber wir haben bereits die Fotografien ausgewählt. Es handelt sich um analoge Aufnahmen von Jonathan Benjamin Small, einem amerikanischen Fotografen, der viele Male in die Ukraine gereist ist. Er fotografierte sehr unterschiedliche Städte, traf Soldaten – viele von ihnen kenne ich persönlich und arbeite mit ihnen zusammen. Er besuchte Krankenhäuser, Beerdigungen… Es wird also ein sehr emotionales Projekt über verschiedene Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen.
Ich werde zudem Texte zu den porträtierten Soldaten schreiben. Dafür reiste ich nach Kyjiw, führte Interviews und nahm ihre Zeugnisse auf. Das wird ein bedeutungsvolles, tiefes Projekt – und ich kann bereits einige erste Fotoauswahlen teilen.
Marta Pysanko begleitete Jonathan auf seiner Reise durch die Ukraine und ist die Kuratorin dieser Fotoausstellung. Als ukrainische Künstlerin und Regisseurin gestaltet sie die Struktur und Atmosphäre der Ausstellung, wobei sie auf ihre Erfahrungen während der Reise zurückgreift, um einen emotionalen und kohärenten Weg durch Jonathans Fotografien zu schaffen – zwischen intimen und kollektiven Momenten.
Zum Team gehört außerdem der Berliner Soundproduzent Willy Gladisch, der aus Aufnahmen aus der Ukraine die Klangkomposition der Ausstellung entwickelt. Marta Pysanko wird während der Ausstellungszeit zudem Führungen anbieten.
– Wie sehen Sie die ukrainischen Künstler*innen in Deutschland heute?
Es gibt derzeit eine außergewöhnlich große Zahl ukrainischer Künstler*innen in Deutschland – tätig in Fotografie, Musik, Tanz, bildender Kunst, Theater. In Berlin findet fast täglich etwas Ukrainisches statt: eine Eröffnung, eine Performance, eine Ausstellung, ein Konzert.
Hier sind einige wunderbare Orte, die ich sehr empfehlen kann:
serpen gallery
Art Space in Exile – ein Berliner Kunstraum, der mit Themen wie Exil und Migration arbeitet.
STUDIO UKRAINE – ein Studio, das Workshops, künstlerische Unterstützung und Veranstaltungen für ukrainische Kreative anbietet.
BEZLICH – eine Community ukrainischer Künstler*innen; eine Plattform für Vernetzung und kreative Formate.
– Welche Rolle spielt Kunst in diesen turbulenten Zeiten?
Kunst war nie unpolitisch. Sie ist Teil der Gesellschaft und Teil unserer gemeinsamen Erfahrung. Heute tragen Künstler*innen im Ausland eine besondere Verantwortung – sie vermitteln das Bild der Ukraine an die Welt. Jede Performance, jedes Gedicht, das ich teile, lenkt die Aufmerksamkeit zurück auf die Ukraine. Es löst Diskussionen, Emotionen, neue Gedanken aus. Und das gibt mir die Motivation, nicht aufzuhören.
Derzeit fällt es den Menschen leichter, Informationen über Kunst wahrzunehmen – über Musik, Poesie, Performance. Sie ist ein Weg zum Herzen und darüber zum Verstand. Sie ist wahre Nahrung für die Seele. Meine Strategie ist es, über künstlerische Ausdrucksformen über wichtige Themen zu sprechen – über Dinge, die lange in den Menschen nachhallen.
Wir werden bald das offizielle Datum und weitere Details zum kommenden Fotoprojekt von Zlata Zhuravlova, Jonathan Benjamin Small, Marta Pysanko und Willy Gladisch veröffentlichen. Das Projekt wird von der Werner-Schulz-Initiative-Stipendiatin Zlata Zhuravlova entwickelt und von Austausch e. V. und der Robert-Havemann-Gesellschaft e. V. präsentiert; Dva Svity e. V. ist als assoziierter Partner beteiligt.
Foto: Elizabeth Nastenko