FemMoz-Forum in Berlin

Vom 24. bis 28. Oktober 2023 fand in Berlin ein weiteres Forum des Projekts statt. Daran teil nahmen belarusische Aktivistinnen, Vertreterinnen der Partnerorganisationen und weiterer Initiativen. Im Mittelpunkt standen feministische Perspektiven, Aufbau von Kompetenzen und Expertise, sowie die Vernetzung.

Im Laufe des Forums arbeiteten die Teilnehmerinnen unter anderem an ihren rhetorischen Fähigkeiten zusammen mit einer Expertin, Anna Ljubakowa, die international als Journalistin tätig ist. Außerdem beschäftigten sich die Teilnehmerinnen mit berühmten deutschen Frauen in der Berliner Geschichte und der Frage, was man daraus in der Gegenwart für Schlüsse ziehen kann. Die Teilnehmerinnen erfuhren mehr über die Arbeit des Deutschen Bundestages und die feministische Außenpolitik der Regierung und sprachen mit dem Team einer deutschen Bundestagsabgeordneten über aktuelle Herausforderungen und die Lage in Belarus. Dabei wurden auch Möglichkeiten eines engeren Austauschs und einer Zusammenarbeit auf politischer Ebene erörtert. Zudem gab es ein Treffen mit dem Team von Austausch, wobei im Mittelpunkt Wege der weiteren Zusammenarbeit sowie die Unterstützung der belarusischen Zivilgesellschaft standen. Darüber hinaus gab es während des Forums Zeit für die Strategiearbeit.

Teil der Strategiearbeit war auch ein Brainstorming, um Bedürfnisse der Aktivistinnen und notwendige Maßnahmen innerhalb und außerhalb von Belarus zu erfassen:

  • bessere Informationsverbreitung der Möglichkeiten internationaler Hilfe sowie von Stipendien insbesondere für diejenigen, die in Belarus geblieben sind;
  • Unterstützung bei Visaangelegenheiten für Aktivistinnen aus Belarus (durch politische Lobbyarbeit);
  • psychologische Hilfe für Aktivistinnen innerhalb und außerhalb von Belarus (individuelle und Gruppenangebote);
  • neues Verständniskonzept in Bezug auf die Unterstützung der belarusischen Aktivistinnen, das an Projektträger, Stiftungen und weitere Organisationen gerichtet ist (positionsbezogene Lobbyarbeit);
  • Hilfsangebote für die Queer-Community (juristische und psychologische Beratung);
  • Unterstützung und Förderung der historischen Erinnerungskultur durch eine Webseite zur Geschichte der Frauenbewegung in Belarus;
  • Kurse für politische Bildung für Frauen;
  • Stipendien für Politikerinnen (Selbstvermarktung, kinderbezogene Unterstützung, Selbstbehauptungskurse usw.);
  • Praktika in politischen Einrichtungen im Ausland;
  • Stipendien für Aktivistinnen;
  • Unterstützung bei der Beschaffung von Hardware und Softwarelizenzen (innerhalb und außerhalb von Belarus);
  • Informationshilfe und juristische Beratung in den jeweiligen Exilländern der belarusischen Aktivistinnen.

Die belarusische demokratische Fem-Community organisiert sich in der Fem-Gruppe des Koordinierungsrates, also dem Rat der belarusischen demokratischen Kräfte, der als Reaktion auf die gefälschten Wahlen 2020 gegründet worden ist. Das FemMoz-Projekt ist Teil der Fem-Gruppe.

Während des Strategietreffens wurde von den Aktivistinnen auch das Belarusische Feministische Manifest formuliert. Dieses Dokument wird über interne Kanäle und Netzwerke mit dem Zweck geteilt, weitere gleichgesinnte Personen für die Tätigkeit der Fem-Gruppe zu mobilisieren, wobei das Manifest mit seinen festgelegten Zielen und Aufgaben als Wegweiser dienen soll.

Die Tagesordnung des Forums in Berlin beinhaltete auch Diskussionen über das Konzept feministischer Innenpolitik unter der Prämisse, die Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Männern, Frauen* und nicht-binären Personen sowie von Jungen und Mädchen* in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zu gewährleisten und zu fördern, einschließlich der privaten und öffentlichen Dimension. Und es wurde über das Konzept feministischer Außenpolitik gesprochen in Anlehnung an feministische außenpolitische Projekte in anderen Ländern, die auf dem Prinzip der „drei Rs“ basieren: Rechte, Repräsentation, Ressourcen.

Infolge des Forums in Berlin plant die Fem-Gruppe des Koordinierungsrates eine Reihe von Aktivitäten:

  • Gründung einer Fem-Fraktion im Rahmen des Koordinierungsrates (dies erfolgte im November 2023) mit dem Ziel, die Sichtbarkeit der Frauen auf der Entscheidungsebene zu erhöhen, die Errungenschaften der Fem-Gruppe seit 2020 zu bewahren sowie Quoten bei der Wahl von neuen Mitgliedern des Koordinierungsrates 2024 festzulegen;
  • Durchführung des nächsten Großforums der belarusischen Fem-Community im Jahr 2024 (Die Fem-Gruppe ist aktuell der einzige Akteur, der seit 2021 solche Treffen organisiert und durchführt);
  • weiterbestehende Unterstützung der feministischen Initiativen und Organisationen in Form von Minizuschüssen;
  • weiterbestehende psychologische Hilfe und Retreats für Aktivistinnen innerhalb und außerhalb von Belarus;
  • Durchführung von Bildungsaktivitäten, Kursen und Seminaren zu den Themen wie Gendegerechtigkeit, Stärkung des politischen Einflusses von Frauen u.a.;
  • Durchführung von Studien zu den Bedürfnissen der Frauen innerhalb und außerhalb von Belarus (die Fem-Gruppe hat 2021 und 2023 zwei Studien zu diesem Thema durchgeführt, die Tätigkeit und Förderbereiche werden anhand der ermittelten Daten bestimmt);
  • Stärkung und Aufrechterhaltung der Beziehungen innerhalb der feministischen Community;
  • weiterbestehende Interessenvertretung auf internationalen Veranstaltungen;
  • weiterbestehendes thematisches Aufgreifen in Fragen der Gendergerechtigkeit und Sichtbarkeit der Frauen in unabhängigen belarusischen Medien.

Dank des FemMoz-Projekts konnte die Fem-Gruppe des Koordinierungsrates persönliche Treffen zwischen Aktivistinnen aus Belarus und ins Ausland gezogenen Vertreterinnen der Zivilgesellschaft ermöglichen. Dies trug zu einem besseren Verständnis der benötigten Unterstützung bei und zeigte zugleich die Notwendigkeit eines intensiveren Austausches in Bezug auf weitere Kooperationen und Aktivitäten auf.

Die Tatsache, dass die Aktivistinnen der Fem-Gruppe in sieben verschiedenen Ländern leben – Belarus, Litauen, Deutschland, Polen, Georgien, Österreich und Frankreich – erschwert die Arbeitsprozesse. Es ist essenziell, sich persönlich treffen zu können, um die Beziehungen und Dynamik innerhalb des Teams aufrechtzuerhalten.

Die Aktivistinnen hatten neben dem engen Austausch mit den Vertreterinnen des belarusischen Zivilgesellschaft auch die Gelegenheit, mit internationalen Organisationen und Initiativen ins Gespräch zu kommen.

Am 27. Oktober fand im Rahmen des Forums zudem eine öffentliche Diskussion unter dem Titel „Feministischer Blick auf Belarus 2020-2023“ statt. Die eingeladenen Expertinnen besprachen die aktuelle Lage in Belarus, die andauernden Repressionen im Land sowie weitere Themen wie die demokratische Bewegung, den Aktivismus im Exil und Erfolge der feministischen Bewegung.

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