Ort: Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Kronenstr. 5, 10117 Berlin
Zeit: 18.00-21.00
Politischer Protest hat in Russland und der Sowjetunion eine lange Tradition. Schon die Dekabristen versuchten Anfang des 19. Jahrhunderts die politische Ordnung des zaristischen Russlands zu verändern. Liberale und linke Opposition zwangen im Frühjahr 1917 den Zaren zum Rücktritt. Nachdem jedoch die Bolschewiki und später Stalin mit Hilfe des geheimdienstlich organisierten Terrors jegliche politischen Gegner ausgeschaltet hatten, formierte sich erst während des sogenannten “Tauwetters” unter Chruschtschow wieder eine politische Opposition in Form der Dissidentenbewegung. “Samisdat” und “Perm-36” (ein Speziallager für politische Gefangene) sind nur zwei Begriffe, die schließlich ab den 1970er Jahren eng mit der Auflehnung gegen das sowjetische System und seine Repression verbunden waren.
Auch im heutigen Russland sehen sich Oppositionelle wieder Repressionen ausgesetzt. Daher stellt sich die Frage, ob man die heutige Protestgeneration nicht in eine historische Kontinuität mit der Dissidentenbewegung stellen kann und ob Strategien und Erfahrungen aus der späten Sowjetunion für die heutige Opposition fruchtbar sein könnten.
Diese und weitere Fragen an die russische Geschichte und Gegenwart werden von den Gründern der Lagergedenkstätte Perm-36 Tatjana Kursina und Viktor Schmyrov sowie der Journalistin Natella Boltyanskaya und dem Soziologen Mischa Gabowitsch unter der Moderation der Slavistin Anke Giesen im Rahmen der Veranstaltung am 26. April 2018 diskutiert.