Fostering Climate Education in Eastern Europe

Klima- und Umweltbereich

Ein Schlüssel, um das öffentliche Bewusstsein für Umwelthemen speziell unter jungen Menschen zu schärfen, ist Bildung. Allerdings sind in den ÖP-Ländern Fragen nachhaltiger Entwicklung nicht in den staatlichen Lehrplänen verankert. Dadurch erhalten junge Menschen keine Informationen über die globalen Herausforderungen und Probleme, mit denen sie sich in Zukunft auseinandersetzen müssen. Um sich im Bereich Klimabildung weiterzubilden, sind Interessenten auf Angebote von nicht-staatlichen Akteuren angewiesen.

Das Projekt „Fostering Climate Education in Eastern Europe“ füllt diese Lücke, denn es ermöglicht, die Aktivitäten zur Ausbildung von Lehrkräften und Jugendlichen im Bereich Klimawandel zu gestalten, damit sie weiter als Multiplikator:innen agieren können. Durch speziell für diese Zielgruppen entwickelte interaktive Onlinekurse wird den Teilnehmenden von qualifizierten Kursleiter:innen Wissen zum Thema Klimawandel, nachhaltige Entwicklung und Lebensweise vermittelt. Zu Projektbeginn wurde eine Studie durchgeführt, um den aktuellen Stand der Umweltbildung in den Projektländern zu analysieren und die Bedürfnisse von unterschiedlichen Zielgruppen für die strategische Entwicklung der Klimabildung auf verschiedenen Ebenen besser zu verstehen. Darüber hinaus werden zwei Podcast-Staffeln (á 10 Folgen) zu relevanten Umweltthemen aus den Projektländern produziert und 4 Longreads zu den Auswirkungen des Klimawandels auf verschiedene Lebensbereiche veröffentlicht.

Studie „Umweltbildung in Armenien, Belarus, Moldau und der Ukraine“

Im Rahmen des Projekts wurde die Studie „Umweltbildung in Armenien, Belarus, Moldau und der Ukraine“ erarbeitet. Diese kann hier heruntergeladen werden:

Research report: Environmental education in Armenia, Belarus, Moldova and Ukraine

Interview mit der Autorin der Studie

Wie Naturschutz in verschiedenen Ländern gelehrt wird: Merkmale der Umweltbildung in Armenien, Belarus, Moldau und der Ukraine

Mehr als 60 % der Weltbevölkerung glauben, dass Umweltprobleme eine ernsthafte Bedrohung für die Menschheit darstellen, weil die Umwelt- und Klimasituation extrem sei. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die unter Beteiligung von Expert:innen der Universität Oxford im Rahmen des „People’s Climate Vote“ durchgeführt wurde.

Unsere Studie „Umweltbildung in Armenien, Belarus, Moldau und der Ukraine“, die im Rahmen des Projekts mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland durchgeführt wurde, zielt hauptsächlich nicht auf Setzung der Umweltfragen auf die Tagesordnung, sondern bietet eher praktische Wege, die in einer bestimmten Region angegangen werden können, an. Die Autorin Elena Artemenko-Melyantsova (Soziologin an der Belarussischen Staatlichen Universität) beschrieb die geleistete Arbeit und die gezogenen Schlussfolgerungen.

Elena, könnten Sie uns bitte erzählen, wie wichtig das Thema der Studie ist? Warum wird die Analyse in diesem speziellen Kontext durchgeführt?

Die Lösung von vielen Umweltproblemen steht in direktem Zusammenhang mit dem täglichen Leben der Menschen. Ihr Verhalten aber in konkreten Situationen durch das Vorhandensein oder Fehlen entsprechender Kenntnisse bestimmt. Daher ist die Umweltbildung genau der Punkt, an dem die Bemühungen langfristig etwas bewirken können.

Was die regionale Ebene betrifft – hier ist alles auch nicht kompliziert: Umweltprobleme sind grenzüberschreitend. Es ist unmöglich, sich um die Ökologie des eigenen Landes zu kümmern, die Situation im Nachbarland aber außer Acht lassend. Flüsse, Landschaften und Tierwelt sind eng miteinander verbunden. Daher ist ein regionaler Ansatz erforderlich.

Wie nah sind Sie zum Thema?

Hier gibt es mindestens drei Berührungspunkte. Erstens bin ich ständig in der angewandten Sozialforschung tätig. Zweitens wende ich meine beruflichen Fähigkeiten genau im Bildungsbereich an. Drittens habe ich Erfahrung in der Arbeit im Umweltbereich, da ich für eine lange Zeit Mitglied der NRO „Bird live Belarus“ („Аховы птушак Бацькаўшчыны“) war.

Lassen Sie uns nun zur Studie selbst zurückkommen. Wie wurde sie organisiert? Welche Methodik wurde angewandt?

Unser Ziel war es, die Informationen zu diesem Thema zu strukturieren und zusammenzufassen. Dazu gehörten vorhandene Studien, Berichte, internationale und nationale Rechtsvorschriften. Außerdem wurden zwölf Expert:innen aus Armenien, Belarus, Moldau und der Ukraine interviewt, was uns dabei geholfen hat, die Schwerpunkte zu setzen und die problematischen Aspekte zu identifizieren.

Bezieht sich die Studie auf die gesamten Bildungssysteme der betreffenden Länder oder auf einzelne Einrichtungen?

Um ein ganzheitliches Bild zu erhalten, haben wir Informationen über die formale Bildung, unterteilt in vorschulische, schulische und berufliche Bildung, sowie über die nicht-formale und zusätzliche Bildung zusammengetragen. Hierbei möchte ich darauf hinweisen, dass sich die „nicht-formale Bildung“ auf jede Ausbildung bezieht, die nicht direkt zu einem Abschluss führt; unter „zusätzlicher Bildung“ verstehen wir eine berufliche oder intellektuelle Selbstverbesserung, aber keine Verbesserung des Ausbildungsniveaus.

Eine solche Menge an Informationen analysiert, welche Gemeinsamkeiten bei der Umweltbildung in Armenien, Belarus, Moldau und der Ukraine können Sie feststellen?

Alle betrachteten Länder haben eine sowjetische Vergangenheit; daher sind ihre Bildungssysteme ähnlich. Die Ausgangssituation und die Entwicklungsrichtungen sind im Wesentlichen recht auch ähnlich. Der Einfluss davon, wie intensiv die Interaktion mit der EU und internationalen Organisationen ist, ist auf den Gesamtfortschritt im Bereich des Umweltschutzes ebenfalls spürbar.

Die Probleme bei der Finanzierung von Entwicklungsprogrammen für die Umweltbildung sind auch gleichartig. In all diesen Ländern basieren sie auf Geberhilfe, was ihre Nachhaltigkeit in der Zukunft beeinträchtigen kann.

Ein gemeinsames Problem stellt auch das Prestige des Umweltberufs dar, was zu einem Mangel an geeignetem Personal führt. Auch bei der Übereinstimmung der Fachausbildungsprogramme auf die Anforderungen der Arbeitgeber:innen gibt es Nuancen. Letztere bleiben entweder hinter den allgemeinen Anforderungen zurück oder sehen die Rolle der Ökolog:in als formal an.

Was ist mit den positiven und negativen Unterschieden?

Wie ich schon gesagt habe, sind die Ausgangspunkte und die Richtung, in die sich die Umweltbildung bewegen sollte, überall gleich, aber Erfolg darin ist bei allen Ländern unterschiedlich.

Armenien: Auf der Ebene der nationalen Gesetzgebung werden ernsthafte Schritte unternommen, um die Idee der Umweltgesetzgebung zu unterstützen. Expert:innen stellen jedoch fest, dass die meisten Beschlüsse nur auf dem Papier stehen, da fast keine Mittel für ihre Umsetzung bereitgestellt werden. Gleichzeitig darf die Rolle der Nichtregierungsorganisationen bei der Durchführung von Umweltbildungsprojekten nicht übersehen werden. So gibt es beispielsweise das Acopian-Zentrum für Naturschutz an der Amerikanischen Universität von Armenien, das eindeutig von der armenischen Diaspora in den USA unterstützt wird.

Belarus: Einerseits bietet das Nationalgesetz die Voraussetzungen für die Entwicklung der Umweltbildung, und diese Agenda wird in den staatlichen Programmen beibehalten. Auch die zentralisierte Verteilung von Verwaltungsressourcen trägt wesentlich zur Ausweitung von Umweltprogrammen und -initiativen bei. Bis zu einem gewissen Zeitraum hat dies zu guten Ergebnissen geführt. Andererseits waren im Jahr 2021 viele der NRO, die sich aktiv für die Umweltbildung und die Ideenfindung für eine nachhaltige Entwicklung eingesetzt hatten, gezwungen, ihre Existenz zu beenden. Dies hatte logischerweise Auswirkungen auf die Quantität und Qualität der verfügbaren Öko-Initiativen.

Moldova: Schwierigkeiten bei der Verfügbarkeit von Organisationsstrukturen, die die Bemühungen der Gesellschaft und der Behörden zusammenführen könnten, existieren. Gleichzeitig gibt es aber deutliche Bestrebungen, den rechtlichen Rahmen für die Entwicklung der Umweltbildung in dem Land zu verbessern. So wurden beispielsweise Programme mit Umweltkursen in Schulen eingeführt.

Ukraine: Trotz des Krieges ist das Land bestrebt, seine Verpflichtung zur Umweltbildungsentwicklung zu erfüllen. Es gibt hier eine sehr starke internationale Zusammenarbeit. Hier herrschen Offenheit und Förderung der Geberfinanzierung. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Umweltbildung ständig auf der Tagesordnung steht, ist die staatliche ökologische Akademie für postgraduale Ausbildung und Management. Sie ist ein eigenständiges Bildungszentrum, das Fachleute ausbildet und entsprechende Programme entwickelt.

Elena, welche Potenziale für die Entwicklung der Umweltbildung, die sich aus der Studie ergeben, würden Sie betonen?

Ich möchte zwei Schlüsselrichtungen nennen. In allen aufgeführten Ländern ist die Zahl der Vorschulkinder hoch. Aber auf dieser Ebene ist die Umweltbildung nicht ausreichend vertreten. Kindergärten haben den größten Kontakt zu den Eltern und könnten daher die Familien leicht in Projekte einbeziehen und gleichzeitig eine gute Wissensbasis für Kinder schaffen.

Eine andere Richtung wäre die Verbesserung der Umweltbildung der Beamt:innen. Dies könnte dazu beitragen, einen formalen Ansatz bei Umweltschutzmaßnahmen zu vermeiden und ein besseres Verständnis und eine größere Unterstützung für Umweltinitiativen zu erreichen.

Im Allgemeinen gibt es viel Raum für Entwicklung: bezüglich der Gesetzgebung, der Überarbeitung von Ansätzen zur Organisation des Bildungsprozesses und der bürgerlichen Aktivitäten. Ich hoffe, dass meine Arbeit Expert:innen aus verschiedenen Ländern dabei helfen wird, auf existierende Stärken und Schwächen aufmerksam zu machen.

Vielen Dank für das Interview!

Projektförderer

Das Projekt wurde gefördert vom Auswärtigen Amt von März 2022 bis Dezember 2023.

Contact

Felix Jaitner

Leiter Klima- und Umweltbereich
Tel. +49 30 446 68 00, [email protected]

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